Sonntag, 16. April 2017
Mehl und Wasser und Leinöl
Das Eigelb aus dem letzten Artikel ist ein wunderbarer Emulgator, jedoch störte es mich ein so hochwertiges Nahrungsmittel für ein Bild zu opfern. Es war mir dann möglich ein Eigelb zu trocknen um die Haltbarkeit um mehrere Monate zu erhöhen. Das aus dem Trocknungsvorgang resultierende Pulver erwies sich aber als Wasserunlöslich. Ende im Gelände? Nein!
Ich begann nach alternativen Emulgatoren zu suchen. Da gibt es eine ganze Menge zu finden. Eine verwirrende Vielfalt offenbarte sich mir im Web. Irgendwann fand ich einen Text, in dem beschrieben wurde, das Rubens seine Gemälde mit einer Art von Roggentempera bemalte, so das es möglich war an einem Tag mehrere schnell trocknende Lasuren auf zu tragen. Diese Tempera enthielt Leinöl, Wasser, Roggenkleister und Lerchenterpentin. Letztere Substanz widerspricht meiner Absicht lösemittelfrei zu malen und ist auch noch teuer.
Der erwähnte Roggenkleister, führte mich dann zu der Idee, es einmal mit Stärke als Emulgator zu probieren. Zunächst stellte ich einen Kleister aus Weizenmehl her:
Rezept:
Eine halbe Tasse Mehl
Eine Tasse oder etwas mehr Wasser
Zunächst eine etwa halbe Tasse Wasser in einen Topf geben und das Mehl darin einrühren, bis keine Klümpchen mehr sichtbar sind. Den Topf nun auf die Kochplatte stellen und auf etwa halbe Hitzestufe stellen. Warten bis es leicht dampft und spätestens dann kontinuierlich rühren. Das Mehlwasser wird sich schnell verdicken. Jetzt kann die übrige halbe Tasse Wasser hinzu gegeben werden. Am Besten den Mehlkleister nicht aufkochen, daher an diesem Punkt die Hitze drosseln und weiter rühren. Nach einigen Minuten kann der Topf von der Platte genommen werden. Das Rühren sollte noch ein paar Minuten fortgesetzt werden. Die Konsistenz dieser Masse ist nun recht pastos und bleibt auf einem Löffel stehen. Nach dem Abkühlen ist der Mehlkleister noch etwas steifer geworden.
Auf dem Foto habe ich den Umgang mit der Stärke schematisch dargestellt. Die Stärkeflocken sind getrockneter Mehlkleister, der dann eine Beschaffenheit ähnlich einer dünnen Folie hat. Frischer Stärkekleister hat den Vorteil, das er sofort verwendet werden kann und getrockneter Kleister hat den Vorteil einer quasi unbegrenzten Haltbarkeit bei trockener Lagerung.
Ein bemalter Bierdeckel:
Titel ist nicht so wichtig. (Eher was der Betrachter darin sieht...)
Leinölfarbe auf Stärketempera auf Acrylgrundierung auf Pappe.
Hier ist das Thema Tempera, sprich Emulsion, noch nicht zu Ende...
Im nächsten Beitrag werde ich weitere Rezepte vorstellen und erklären, wie eine Stärketempera getrocknet werden kann.
Natürlich auch mit Fotos.
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Hi,
AntwortenLöschenschöner informativer Block.
Aber Rubens verwendete sonneneingedicktes Leinöl und zur Verdünnung Terpentin, sonst nix.
Viele Grüße
Carl Weltwitz
Siehe auch hier: http://pookerart.de/kunstblog/2011/12/kritik-doerner-malmaterial/
Danke für den Kommentar, Herr Weltwitz
AntwortenLöschenZwei Fragen:
- Wie ist es möglich eine Substanz nachzuweisen, die sich vollständig verflüchtigt, wie Terpentin (Und das nach mehreren 100 Jahren)?
- Ich sah Gemälde, die älter als 300 Jahre sind (Willem Kalf, Michelangelo Buonarroti) und sich makellos präsentieren. Die Kernfrage ist: Welches Material und welche Methoden sind notwendig um Gemälde mit einer für Menschen unglaublich langen Lebensdauer zu erschaffen?
Viele Grüße
Thomas Michels
Hallo Herr Michaelis,
AntwortenLöschenTerpentin ist nicht mehr nachweisbar. Ist aber naheliegend für die Verdünnung der Ölfarbe. Nach neuesten kunsttechnologischen Untersuchungen, z.B. Rembrandt Research Projekt, wurden weder bei Rembrandt, noch bei van Eyck Temperauntermalungen gefunden.
Ich denke das Geheimnis ist, gutes Leinöl, gute Pigmente (z.B. hat Asphalt viele Gemälde ruiniert) und gute Maltechnik.
Hallo Herr Michaelis,
AntwortenLöschenunabhängig davon, ob Rubens nun mit Tempera gemalt hat oder nicht, würde mich die Rezeptur der Roggen-Tempera sehr interessieren. Haben Sie da noch eine Quelle irgendwo, ich kann im Netz nichts finden. Ich wäre Ihnen sehr dankbar.
Viele Grüße
Jens