Dienstag, 4. April 2017

Ölfarbe stinkt...

Ich öffnete mal vor Jahren eine Tube Ölfarbe und es entströmte ihr ein stechender nach Chemie stinkender Geruch. Also Tube zu und Ölmalerei vergessen? Tatsächlich war ich mal an einem Punkt angelangt, die Ölmalerei aufzugeben. Zum Verdünnen verwendete ich handelsübliches Balsam-Terpentinöl. Das Zeug erledigte seinen Job hervorragend, jedoch mit gewissen Nebenwirkungen, wie pelziger Zunge, Hustenreiz, schlechtem Geschmack im Mund und dem dringenden Bedürfniss nach frischer Luft. Puuh. Auf Dauer war das einfach nicht erträglich. Im Handel gibt es auch sogenannte Odorless-Terpentine mit dem Versprechen keine Geruchsbelästigung zu erzeugen. Nach meinen Erfahrungen müffelt jedes Verdünnungsmittel für Ölfarbe mehr oder weniger unangenehm. Der Grund: All diese flüchtigen Stoffe verdunsten recht schnell und geben ihre Kohlenwasserstoffe an die Luft ab.  
                                 
Also was tun?
Nicht aufgeben, sagte ich mir und begann meine Terpentin-freie Malweise mit Ölfarbe zu entwickeln. Die folgenden  Methoden sind dabei sehr von Vorteil:

1.) Grundieren:
Um die Ölfarbe leichter auf dem Malgrund verteilen zu können, ist eine schwach saugende Grundierung notwendig. Es gibt im Handel hochwertige Grundierungen, die geruchlos und mit Wasser zu verdünnen sind, z.B. Capaplex von der Firma Caparol. Das Capaplex enthält als Wirkstoff PolyVinylAcetat (PVA), der stark saugende Malgründe wie Papier, Pappe, Holzplatte, ungrundierte Leinwand, u.s.w. für den Auftrag von Acryl- und Ölfarben optimiert. Das Ergebnis einer solchen Grundierung ist eine gute Haftfähigkeit für Farbschichten dieser Art. Auch wird dann sicher gestellt, dass der Malgrund nicht das Bindemittel aus einer Farbschicht absaugt und das Pigment ungebunden auf der Oberfläche zurückbleibt. Eine Ölfarbe lässt sich nun relativ leicht mit dem Pinsel oder Malmesser verteilen ohne Terpentin einsetzen zu müssen.

2.) Ölfarben ohne zugesetzte flüchtige Lösemittel kaufen.
Zum Glück sind viele Ölfarben aus dem Kunstfachhandel erschwinglich und duften nur ein wenig nach Leinöl. Ich selbst habe eine Sammlung von Ölfarben in Tuben verschiedener Marken zur Verfügung. Die billigste Marke verliert Öl aus den angebrochenen Tuben, das auch noch stark vergilbt ist. Eine andere Billigmarke enthält soviel Wachs, das ich auf die Tube treten muss damit die Farbe austritt. Diese Sorten verwende ich nicht mehr... Andere Marken im Preissegment 2..10€ pro Tube haben doch eine deutlich bessere Qualität, nicht die Beste, aber für den Anfang  durchaus befriedigend.  Teure Tuben können schon mal 40€ und natürlich mehr  kosten.

3.)  Konsistenz der Ölfarbe einstellen
Es gibt ein einfaches Rezept um die Konsistenz von Ölfarben in einem recht weiten Bereich zu manipulieren:
Malkitt (engl. Putty)
1 Teil Leinöl
1 Teil Kreidepulver    alles aus dem Kunstfachhandel

Die Zutaten einfach auf einem Keramikteller oder einer Glasplatte mit einem Malmesser vermischen. Es entsteht eine hellgraue Paste die einfach mit einer Ölfarbe vermischt werden kann. Soll die Farbe flüssiger sein, nehmen sie mehr Öl, für eine festere Konsistenz verwenden sie mehr Kreide. Keine Sorge: Der Farbton wird nicht verfälscht, denn Kreide ist ein hoch transparentes Pigment und sorgt auch für eine robustere Farbschicht. Die Helligkeit eines Farbtones lässt sich mit dem Malkitt, abhängig vom Mischungsverhältniss, in für das Auge angenehm subtilen Schritten erhöhen. Ein Rot z.B. kann so leicht zu einem Hellrot werden, ohne gleich zu einem Schweinchenrosa zu werden.

An diesem Punkt sind bereits die Bedingungen für ein Malen mit Ölfarben ohne stinkendes Terpentin erfüllt (Schwach saugende Grundierung, Gute Marke, Malkitt).
Die flüssige Konsistenz von Wasserfarben lässt sich mit dem Malkitt nicht erreichen. Gute Nachricht: Es ist möglich eine Ölfarbe mit Hilfe anderer harmloser und geruchloser Stoffe zu einer Emulsion zu vermischen, die mit Wasser verdünnbar ist.

Doch davon mehr im nächsten Post...


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